Freitag, 20. November 2015

Das Ende von Kreativsingles

Nach langen Überlegungen bin ich zu dem Schluss gekommen, die Geschäftsidee Kreativsingles.de - das Dating-Portal für Kreative, Künstler und Kunstinteressierte - zu verwerfen. Weder an der Singlebörse noch an den Events, die ich versucht habe, in Berlin auf die Beine zu stellen, war das Interesse sonderlich groß. Abgesehen davon ist es mir partout nicht gelungen, die richtigen Menschen für die Realisierung der Plattform zu finden. Ich sehe das als positives Zeichen, zu neuen Ufern aufzubrechen!

Da ich viel Zeit in diesen Blog investiert habe und von meinen Schreibqualitäten durchaus überzeugt bin, werde ich sämtliche Artikel an dieser Stelle stehen lassen. Macht's gut!

Sonntag, 25. Oktober 2015

5 Vorteile einer Liebesbeziehung

Foto: Pixabay
Wie letzte Woche bereits versprochen, will ich mich heute mit den nahe liegenden Vorteilen einer Liebesbeziehung befassen. Natürlich hat das Single-Dasein seinen besonderen Reiz in Form von Freiheiten, aber in Zweisamkeit fallen viele alltägliche Dinge leichter. Inspiriert fühle ich mich auch gerade durch lange Gespräche mit einem Mann, der von seiner Liebe verlassen worden ist. Wie die Sache ausschaut, brodeln auf der anderen Seite Bindungsängste – Angst, die besagten Freiheiten aufgeben zu müssen. Ich glaube, viele Singles kennen dieses Gefühl, ich bin selber keine Ausnahme. Wie dem auch sei, mir sind fünf Punkte eingefallen, die für eine Partnerschaft sprechen:

Kosten teilen und Geld sparen

Ein gemeinsames Leben kann sich wirtschaftlich auszahlen. Wenn man zusammen wohnt, teilt man sich im Idealfall die Miete, die Heiz- und Stromkosten oder auch die Ausgaben für Lebensmittel. 

Gemeinsam verreisen

Paare werden im Urlaub kostentechnisch übervorteilt, während ich mich als Single bei jeder Reise über den Einzelzimmer-Zuschlag ärgere. Eine erfüllende Partnerschaft schützt am Urlaubsort ebenfalls vor amourösen Verwicklungen mit nicht verfügbaren Einheimischen oder mit dem Reiseleiter. Außerdem kann man die persönlichen Eindrücke der Reise miteinander teilen. Damit das alles funktioniert, sollte man allerdings einen ähnlichen Urlaubsgeschmack haben. Wem ist denn bitteschön geholfen, wenn einer nach Australien jetten und der andere jedes Jahr zweimal nach Heiligenhafen an der Ostsee fahren will? Nur mal so als Beispiel ...

Regelmäßiger Sex

Sex ist nicht alles, was eine Beziehung ausmacht, doch er gehört zum Leben dazu wie Essen und Trinken. Sobald man längere Zeit abstinent ist, staut sich im Körper Spannung an. Im Endeffekt fühlt man sich gereizt und schlecht gelaunt. In einer Beziehung hat man grundsätzlich mehr Sex als Singles – es sei denn, der Partner ist ein Sexmuffel und der Single sucht sich Spaß in (Swinger-)Clubs.

Zusammen aufwachen

Heute morgen bin ich aufgewacht und dachte, dass es schön wäre, wenn ich jemanden im Arm halten könnte. Am Frühstückstisch hätte ich mich auch zweisam erfüllter gefühlt als alleine. Nun gut, ich bin es gewohnt und widme mich dann schnell dem Tagesgeschehen. Aber: Ein schöner Tag schreit nach Unternehmungen zu zweit. In anderen Worten meinte das heute auch der oben erwähnte Mann, den es gerade traurig macht, dass er nicht mit seiner Liebe zusammen sein kann – in einer Stadt südlich von Berlin, wo heute die Sonne schien ...

Gegenseitige Ratschläge

Stehen wichtige Entscheidungen an, ist ein Mensch da, mit dem man sich vorher darüber beratschlagen kann. Der Single hat zwar die Möglichkeit, sich mit seinen Freunden auszutauschen, aber letzten Endes schmort er in seinem eigenen Saft.

Ja, liebe Leserinnen und Leser, ich finde es immer wieder spannend, mich mit diesen Themen auseinander zu setzen! Wenn es Euch ähnlich geht wie mir, kommt doch nächsten Donnerstag zum Berliner Single-Stammtisch „Endlich zu zweit“.

Montag, 19. Oktober 2015

5 Vorteile am Single-Leben

Letzten Samstag hatte mich das Leben mal wieder so weit: Ich bin total ausgerastet, weil es in meinem Umfeld von glücklich vergebenen Menschen nur so wimmelt und ich das Gefühl habe, in Sachen Partnerschaft seit Jahren auf der Strecke zu bleiben. Nachdem mir meine frisch verheiratete Freundin gesagt hatte, sie wolle nicht in meiner Haut stecken und ich wegen dieser Aussage die Sofakissen verprügelt hatte, ging es mir besser. Mein Kopf fühlte sich plötzlich sehr entspannt und klar an. Ich nahm mein Notizbuch zur Hand, um alle Vorteile am Single-Leben aufzuschreiben. Ich kam zu folgenden fünf Punkten, wegen denen es sich lohnen kann, auf eine Beziehung zu verzichten:

Freiheit auf ganzer Linie

Alleinstehende haben die herrliche Freiheit, das zu tun, was sie wollen – abgesehen von der Zeit bei der Arbeit, falls sie aus finanziellen Gründen gezwungen sind, acht Stunden des Tages für einen Angestelltenjob abzuknapsen. Wenn man sich intensiven, kreativen Projekten widmet, nervt ein Partner, der um wertvolle Lebenszeit bettelt und womöglich persönliche Ziele sabotiert.

Ruhig durchschlafen

Ein Kumpel von mir ist ein Schnarcher. Das weiß ich, weil er vor längerer Zeit einmal mehr war als nur ein Kumpel. In den gemeinsamen Nächten ratzte er neben mir wie eine Motorsäge, riss mir die Bettdecke weg und umklammerte mich im Schlaf, dass mir fast der Atem weg blieb. Dreimal dürft ihr raten, wie es in zweisamen Nächten um meinen Schlaf bestellt war. Jetzt kann ich ruhig durchschlafen! Das führe ich mir immer vor Augen, wenn ich am Wochenende am Morgen aufwache und feststelle, dass keiner da ist. Da wären wir auch schon wieder bei Punkt 1 angelangt: Ich habe am Wochenende viel Zeit, mein “Ding” zu machen!

Keine Kompromisse bei der Urlaubsplanung

Der bereits erwähnte Kumpel erfreute sich in unserem einzigen gemeinsamen Urlaub daran, am Strand rumzuhängen und ein Buch zu lesen. Ich bevorzuge aber Aktivurlaub, sprich, Wanderungen, Kayak-Touren oder Ausflüge auf dem Fahrrad. Es wäre mir auch ein Gräuel, wenn ein potentieller Partner mich zwei Wochen zum Ballermann entführen würde! Abgesehen davon habe ich jetzt die Freiheit, selber zu entscheiden, wann ich verreise, in welches Land und an welchen Ort. Weitgehend stehen meine Planungen schon für 2016. Es wäre echt Gift für mein persönliches Wohlbefinden, meine Urlaubsplanung über Bord zu werfen, weil mein Partner keine Lust auf meine Ziele hat.

Nur die eigene Unordnung wegräumen

Wo immer ich auch hinkomme: In meinem Bereich herrscht kreatives Chaos. Das bedeutet im Klartext, dass es in meiner Wohnung recht unordentlich aussehen kann. Die Unordnung stammt aber nur von mir. Stellt Euch mal vor, ich bekäme ein ähnlich chaotisches Gegenstück und müsste mehr als nur meinen Kram wegräumen! Übrigens finde ich es ebenfalls sehr unsexy, die schmutzigen Schlüpfer meines Partners zu waschen.

1.000 erste Küsse

Auf meinem Beziehungskonto ist eine langjährige, eheähnliche Partnerschaft verbucht. Ich fand diesen Herrn allerdings irgendwann, nachdem auch die letzten Schmetterlinge im Bauch gestorben waren, extrem unattraktiv. Für uns Singles kein Problem: Wir haben das Potential 1.000 erste, immer wieder prickelnde Küsse zu erleben, wenn wir es denn wollen.

Wenn Du bei einem dieser Küsse doch wieder in einer Partnerschaft landest, wünsche ich Dir von Herzen, dass dieser Mensch wirklich zu Dir passt! Die Liste der Vorteile einer Beziehung ist nämlich deutlich länger. Nächste Woche gibt es hier einen Artikel zum Thema “Vorteile von Liebesbeziehungen” (Arbeitstitel).

Foto: Pixabay

Montag, 21. September 2015

Die Klaviatur der Küsse

Foto: Pixabay

“Ein Kuss ist ein oraler Körperkontakt mit einer Person oder einem Gegenstand”, liest man bei Wikipedia. Wann habt Ihr das letzte Mal einen Gegenstand geküsst und dabei höchste Glückseligkeit empfunden? Bei objektophilen Menschen, die sich sexuell von unbelebten Dingen angezogen fühlen, mag sich die Frage tatsächlich stellen. Auf diese spezielle sexuelle Vorliebe werde ich heute jedoch nicht näher eingehen, vielleicht ein anderes Mal. ;-)

Jetzt dreht sich hier alles um das Thema Küssen und das ist kulturell so vielfältig wie die Kulturen, die den Kuss praktizieren. Ein Beispiel aus meinem persönlichen Nähkästchen: Als ich im zarten Alter von 14 zum ersten Mal nach Frankreich kam, staunte ich nicht schlecht über “la bise”. Unsere westlichen Nachbarn küssen sich nämlich zur Begrüßung zweimal auf die rechte und auf die linke Wange. Zunächst empfand ich diese Begrüßungspraktik als befremdlich, kurze Zeit später als "normal", denn es gab eine Zeit, in der ich alles Französische verschlungen habe – von den Männern einmal abgesehen.

Da wären wir auch schon beim “French Kissing” angekommen, dem Zungenkuss. Meiner Meinung nach ist das Zusammenklatschen zweier Zungen um Lichtjahre intimer als ein flüchtiger sexueller Akt ohne Küsse. Wer verliebt ist, der fühlt sich wie magnetisiert von den Lippen des anderen. Wenn es noch nicht zum ersten Kuss gekommen ist, sehnt man sich danach und fühlt sich wie im Himmelreich, sobald die Lippen sich endlich berühren dürfen. Bei echter Verliebtheit spielt es auch keine Rolle, wie talentiert man im Küssen ist – es sei denn, man stellt sich stoffelig an. In der Regel registriert man fehlende Kussbegabung aber erst, wenn sich die Verliebtheitshormone verflüchtigt haben.

Sind die Schmetterlinge davon geflogen, fragt man sich eher, wie viele Bakterien beim Küssen ausgetauscht werden. Im November 2014 veröffentlichte Spiegel Online einen Artikel über den Bakterienaustausch beim Küssen: Glaubt man dem Mikrobiologen Remco Kort vom Amsterdam Institute for Molecules, Medicine and Systems, wandern beim intensiven Knutschen rund 80 Millionen Bakterien von Mund zu Mund. Ekelhaft oder anregend? Zugegeben, ich denke im Eifer des Gefechts nicht mehr über mikrobiologische Studien nach. Eine öffentliche Toilette oder ein stark frequentiertes Büroklo entlocken mir im Vergleich mit dem Bakterienaustausch beim Zungenkuss wesentlich stärkere Würgekrämpfe!

Die Klaviatur des Küssens bietet unzählige weitere Spielarten als “French Kissing”: Eine Mutter zeigt ihrem Kind mit einem Kuss ihre Zuneigung und umgekehrt kann es genauso sein. Ich habe sehr lebhafte Erinnerungen an meine frühe Kindheit, als ich mein familiäres Umfeld und andere Kinder mit Küssen zu belästigen pflegte. Nicht jeder wollte von mir abgeknutscht werden und irgendwann fing meine Großmutter an, mir Moralpredigten zu halten. Kleine Anmerkung: Weder ich noch meine Mutter haben bei meinen Großeltern jemals einen Austausch von Zärtlichkeiten beobachten können.

Bei Tieren aber sehr wohl. Wenn Katzen sich gegenseitig sympathisch sind, stupsen sie sich mit den Nasen an und lecken das Fell des geliebten Artgenossen. Da wahrscheinlich auch wir Dosenöffner als große Katzen wahrgenommen werden, übertragen die lieben Samtpfoten ihre Kusspraktiken auf uns Menschen. Vor einigen Jahren hatte ich es mir auf einer Parkbank in einer niederländischen Stadt bequem gemacht, als ich Opfer einer “Kussattacke” wurde: Eine Katze sprang auf meinen Schoß und bekuschelte mich. Die Szene endete damit, dass sie mir einen Kuss auf die Lippen drückte und so schnell verschwand, wie sie in mein Leben getreten war.

Ihr ahnt vielleicht schon, dass ich Katzenfreundin bin, aber auch zwischenmenschliche Küsse sehr zu schätzen weiß. Wie sieht es bei Euch aus? Stammt Ihr vielleicht aus einem anderen Kulturkreis, wo das Thema Küssen ganz anders behandelt wird als in Deutschland? Eure Einsichten und Meinungen interessieren mich wie immer brennend!

Montag, 14. September 2015

Der abgedroschene Begriff Liebe

Foto: Pixabay
Wann hast Du das letzte Mal “Ich liebe dich” gesagt und es auch aus vollem Herzen so gemeint? Oder anders gefragt: Was hast Du wirklich gemeint, als Dir die berühmten drei Worte über die Lippen gekommen sind? Wolltest Du, dass Dein Liebster Dir einen Gefallen tut oder oder warst Du gerade dem sexuellen Höhepunkt nahe und meintest eigentlich “Baby, du fickst so geil!”?

Sorry für meine harte Ausdrucksweise! Wenn Dich meine Wortwahl stört, zwingt Dich keiner, diesen Artikel weiter zu lesen. Ich möchte einfach nur verdeutlichen, dass “Liebe” ein sehr abgedroschener Begriff ist und die meisten von uns gar nicht wissen, was die fünf aneinander gereihten Buchstaben bedeuten. Weißt Du es? Ich persönlich brauche etwas Zeit zum Nachdenken, wenn mir jemand die Pistole auf die Brust setzt und sagt: “Definiere das Wort 'Liebe'!”

Mir ist das letzten Monat passiert: Ich war bei einem mehrtägigen Seminar, bei dem das Thema Liebe und Beziehung im Mittelpunkt stand. Mein Lieblings-Coach Veit Lindau animierte uns TeilnehmerInnen häufig zu Gruppenarbeit und an einem Morgen sollten wir den Begriff “Liebe” auseinander nehmen. Während der Diskussion geriet jeder ins Straucheln. Trotz unterschiedlicher Assoziationen waren wir uns in einem Punkt alle einig: Die Liebe ist einfach da und verlangt nichts.

Ja, und jetzt lege ich die Karten ganz offen auf den Tisch: In all meinen bisherigen Beziehungen habe ich weder “Liebe” empfunden noch wahre Liebe empfangen. Die sogenannte Liebe war immer an bestimmte Erwartungen, Bedürfnisbefriedigung und Bedingungen gekettet. Wenn ich bekam, was ich wollte und was meinem Bild einer idealen Partnerschaft entsprach, schüttete mein Gehirn Dopamin, Serotonin und alle möglichen anderen Glückshormone aus. Das körpereigene Koks, nach dem man süchtig werden kann!

Bei meinen Partnern war es das gleiche Spiel: Sie betrachteten mich solange als die tollste Frau der Welt, wie ich in ihr Traumfrauen-Schema passte. Einer meiner Ex-Freunde warf “Ich liebe dich” bei jeder Gelegenheit in den Raum. Weil er aber grundsätzlich alles besser wusste als ich, reagierte er bereits beim Kochen und Backen sauer, wenn ich einen Handgriff etwas anders ausführte als er. Ein anderer Herr war auf jeden meiner männlichen Freunde manisch eifersüchtig – egal, zu welchem Geschlecht sie sich hingezogen fühlten. Auch er bombardierte mich bei unseren Zusammentreffen oft mit der berühmtesten Floskel der Menschheit, die in seiner Landessprache “Minä rakastan sinua” heißt. Das war übrigens Finnisch …

Nach all diesen Erfahrungen (und ich bin dankbar, sie gemacht zu haben!) schwant mir allmählich, was sich hinter dem Begriff “Liebe” verbirgt: Die wahre Liebe ist ein tiefes Gefühl von Zuneigung, Verbundenheit, Respekt und Akzeptanz, das weder Bedingungen, Eifersucht noch Aufopferung und Selbstzerstörung im Namen der 'Liebe' kennt.

So, jetzt bin ich aber ganz neugierig auf Eure Ideen zu diesem schwierigen Thema!

Sonntag, 6. September 2015

Auch Deutsche waren Flüchtlinge!

Foto: Pixabay
Normalerweise schreibe ich in diesem Blog über die „Liebe“, Kunst und alle möglichen Themen für Singles. Nachdem ein Berliner Facebook-Nutzer das Foto des ertrunkenen syrischen Flüchtlingsjungen mit Hassparolen kommentiert hat (Spiegel Online berichtete am 5. September 2015), brennt es mir auf der Seele, mich jetzt auch zur Flüchtlingskrise zu äußern.

Den meisten von uns geht es in Deutschland doch viel zu gut, um sich Verfolgung und Bedrohung nur ansatzweise vorstellen zu können. Zugegeben, ich selbst bin keine Ausnahme. In mehr oder weniger behüteten Verhältnissen aufgewachsen, hatte ich wie alle anderen Deutschen meiner Generation das Glück, von Krieg oder kriegsähnlichen Zuständen verschont geblieben zu sein. Eine solch komfortable Ausgangssituation macht es leicht zu wettern: „Die Flüchtlinge kriegen von Frau Merkel Smartphones hinterher geworfen!“ Ich zitiere eine Person aus meinem Bekanntenkreis, deren Namen ich hier nicht nennen werde. Es handelt sich eh um einen harmlosen Irren, der keine wirklich rechtsradikalen Äußerungen von sich geben würde.

Ignoranz gegenüber der Flüchtlingsproblematik bringt uns trotzdem nicht weiter. Ja, sie zeugt vom Vergessen der eigenen Geschichte: Auch „wir“ Deutsche waren Flüchtlinge! Nehmen wir als Beispiel meine Großmutter väterlicherseits. 1923 in Pommern geboren, musste sie Anfang 1945 mit ihrem Baby vor der Roten Armee fliehen. Sicherlich war ihr von ihrem Hab und Gut nicht viel mehr geblieben als ein Koffer und die Kleidung am Leib. Sie trat die Flucht über die Ostsee an. Am 30. Januar 1945 wollte meine Oma mit ihrer Tochter an Bord der Wilhelm Gustloff gehen. Weil das Schiff in Gotenhafen (heute: Gdynia) schon restlos überfüllt war, ist es überhaupt möglich, dass ich die Geschichte jetzt mit Euch teile. Wäre sie nämlich nicht gezwungen worden, auf das nächste Flüchtlingsschiff zu warten, hätten russische Torpedos sie mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Tod gerissen – wie knapp 10.000 andere Flüchtlinge auch.

Meine Großmutter hatte also Glück im Unglück, könnte man meinen. Ob sie jemals den Tod ihres Babys verkraftet hat? Nach der Überfahrt nach Dänemark starb die Kleine an einer Erkältung. Medikamente waren zu Kriegszeiten Mangelware und den „Feind“ ließ man lieber verrecken.

Solche Erlebnisse traumatisieren Menschen zu jeder Zeit. Der Vater des ertrunkenen Jungen aus Syrien hat übrigens während der Flucht übers Mittelmeer auch dessen fünfjährigen Bruder und die Ehefrau verloren. Wie mag er sich fühlen, wenn er Hasstiraden liest statt Nächstenliebe?

Anscheinend gelingt es meinen Landsleuten mit rechtem Gedankengut nicht, über den eigenen Tellerrand hinweg zu blicken. Der Bürgerkrieg in Syrien ist einfach zu weit weg und kratzt nicht an unserer Komfortzone hierzulande. Ich erinnere mich noch gut an die Horrormeldungen aus dem jugoslawischen Bürgerkrieg in den 90er Jahren. Natürlich fand ich das alles „sehr schlimm“, aber wirklich im Innern tangierten mich die Nachrichten nicht. Heute, nachdem ich einige der ehemaligen Kriegsgebiete bereist, mit Einheimischen gesprochen und Häuser mit Einschusslöchern gesehen habe, würde ich Rotz und Wasser heulen ...

Montag, 31. August 2015

So wird das nicht perfekte Date perfekt

Foto: Pixabay
Ein perfektes Date mit Herzklopfen, Romantik und Schmetterlingen im Bauch ist wie ein Lottogewinn mit sechs Richtigen plus Zusatzzahl. Denn machen wir uns mal nichts vor: Bei der Partnersuche (man verbanne hier am besten das Wort “Suche”!) funkt es selten.

Ein nicht perfektes Date sollte für Singles trotzdem kein Grund sein, sich die Stimmung vermiesen zu lassen. Meistens hat die Situation auch ein paar angenehme Facetten. Stell' Dir vor, Ihr trefft Euch in Deiner Lieblings-Cocktailbar. Du weißt, dass die Cocktails spitzenmäßig sind. Wenn Dich Dein Gegenüber kalt lässt, dann genieße einfach den fruchtig prickelnden Geschmack auf Deiner Zunge.

Meine Regel in diesem Spiel namens Dating lautet, dass ich als Frau die Zügel in der Hand halte und bestimme, wo das Rendezvous stattfinden soll. Ganz ehrlich, ich begebe mich kaum auf Balz und auch nur dann, wenn mir das Leben gerade einen potentiellen “Herzbuben” zuspielt.

Bevor das Date ansteht, frage ich mich, worauf ich gerade selber Lust habe. Was würde ich ohne den Mann unternehmen? Vielleicht einen Spaziergang? Einen Ausflug zum See? Oder habe ich Weindurst? Ich wünsche mir vieles, was zu zweit noch mehr Spaß macht. Also schlage ich es dem Herrn vor. Da ich meistens keine all zu außergewöhnlichen Wünsche habe, geht er darauf ein. Wir treffen uns am von mir gewählten Ort und schauen, ob wir uns sympathisch sind – die übliche Nummer.

Wichtig ist, dass Du Dich in Deiner Umgebung wohl fühlst, wer auch immer versucht, Dein Herz zu erobern. Noch wichtiger: Fühle Dich an dem Platz so wohl, dass es sich ohne das Date lohnt, dort zu verweilen. Schließlich investierst Du Lebenszeit und es wäre jammerschade, die Dir zugeteilten Sekunden, Minuten und Stunden zu vergeuden.

Ich habe beim Dating häufig die Erfahrung gemacht, dass in diesem ersten Moment der Zweisamkeit zwar Sympathie und Stoff für gute Gespräche aufkommt, mehr aber auch nicht. Das ist völlig in Ordnung! Dem berühmten Knistern mit der besonderen Anziehung zwischen den Geschlechtern wohnt karmische Magie inne. Diese Energie lässt sich nicht erzwingen. Entweder sie fließt oder nicht.

Fazit: Such' Dir die perfekte Umgebung für Dein nächstes Date aus – eben jenen Kraftort, wo Du alleine glücklich wärest.